Romane

Christian Huber: Man vergisst nicht, wie man schwimmt

„Ein Tag wie ein Leben“ – das ist, zumindest für Krüger, Viktor und Jacky, der 31. August 1999. Es sind Sommerferien, und Krüger und Viktor hängen miteinander ab. Ein bisschen kiffen, bei Kosta die besten Pommes des Planeten verzehren, im Müller Playstation zocken und ansonsten träumen. Von Mädchen, vom neuen Nokia 3210 und davon, zu den coolen Jungs zu gehören. Ein ganz normaler Ferientag zweier 15-jähriger Jungs also. Bis Jacky in ihre Leben platzt. Das furchtlose Mädchen mit der feuerroten Mähne und den wasserblauen Augen, das mit dem Zirkus in der Stadt ist und im Müller das neue Nokia und Krügers Rucksack mitgehen lässt. Im Rucksack befinden sich drei Lucky Strike, ein halber Joint und Krügers Notizbuch mit seinen Geschichten, vor allem mit seiner Geschichte, die erklärt, warum der Junge, der eigentlich Pascal Friedrich heißt, von allen Krüger genannt wird, warum er, der früher ein begeisterter Schwimmer war, nicht mehr ins Schwimmbad geht, und warum sich dieser Krüger nicht verlieben darf. Und so entspinnt sich ein wunderbares Abenteuer, ein kleines Teenager-Universum, in dem alles unfassbar groß und bedeutungsvoll und aufregend ist. Eine tolle Coming-of-age-Geschichte, die den Leser/die Leserin mit Verve in die 90er katapultiert, als Teenager noch CDs hörten, Bravo lasen und Gameboy spielten. Herrlich! Eine Hommage an die Jugend, an den Sommer, vor allem aber an das Leben. Meine wärmste Empfehlung für alle, die noch leichte Lektüre für den Sommer inklusive 90er-Playlist suchen. Schnipsinger!

Christian Huber: Man vergisst nicht, wie man schwimmt. dtv, 2023, 12,95 Euro (Taschenbuch).

Blick ins Buch – die erste Seite:

„Ich erinnere mich noch, dass mit einem Mal kein Prasseln mehr zu hören gewesen war. Das ist seltsamerweise das Erste, was mir einfällt, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Und wie eigenartig sich der Morgen anfühlte. Die Dämmerung, verschobene Konturen, als blickte man durch Wasser. Verzerrt von oben und erst dann klarer zu erkennen, wenn man schließlich untertaucht und unter Wasser die Augen öffnet. Damals, an diesem 31. August 1999.
Da sind wir.
Jacky. Viktor. Ich.
Eine Freundschaft.
Eine Liebe.
Und ein Tod.
Und das ist die Geschichte.

Plötzlich war ich wach. Ich schaute auf vergilbte Raufasertapete. Dann im Halbdunkel durch den Raum. Ich wusste nicht, was mich geweckt hatte. Ich wusste nur, dass ich nicht wach sein wollte. Vor allem nicht um diese Uhrzeit. Ich hatte geträumt. Und ich wollte zurück in meinen Traum.
Es hatte geregnet. Doch jetzt im Morgengrauen, schien der Regen endlich aufgehört zu haben, was bedeutete, dass ich mein Dachfenster endlich aufschieben konnte. Ohne meinen Traum loszulassen.“

Der Autor:

Christian Huber, geboren in Regensburg, schreibt für Print, Online und die Bühne. Mit dem Team von Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ wurde er u.a. für die Goldene Kamera und den Deutschen Comedypreis nominiert. Sein Podcast „Gefühlte Fakten“ zählt zu den beliebtesten Deutschlands. Der Autor lebt in Köln. (Quelle: Klappentext)

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